Behandlungsmethoden nach Heilmittelrichtlinien

Ergotherapie ist ein verordnungsfähiges Heilmittel. Abhängig von der gestellten Diagnose durch einen Arzt oder eine Ärztin, sind verschiedene Behandlungsverfahren durch die Heilmittel-Richtlinien vorgesehen. Im Folgenden erklären wir Ihnen kurz die einzelnen Verfahren:


Hirnleistungstraining (30 Minuten)

Das Hirnleistungstraining (HLT) ist eine neuropsychologisch orientierte Behandlung. Krankheitsbedingte Störungen der neuropsychologischen Hirnleistung werden in der Ergotherapie individuell trainiert.

So z. B. Daueraufmerksamkeit (Ausdauer),fokussierte Aufmerksamkeit (Konzentration), geteilte Aufmerksamkeit (Multitasking) und die Vigilanz (allgemeine Wachheit), insbesondere im Hinblick auf Ihre Handlungs- und Arbeitsfähigkeit.

Sie üben u.A. mit Hilfe bewährter Computerprogramme wie FreshMinder. Auch kognitive Spiele können beim Hirnleistungstraining zum Einsatz kommen. Selbst Ihre Tageszeitung wird ins Therapiekonzept eingebunden. Wir bringen Ihre grauen Zellen auf Trab.

Es werden u. a. folgende Bereiche gezielt gefördert:

  • Gedächtnis (Langzeitgedächtnis und Kurzzeitgedächtnis)
  • Merkfähigkeit
  • Aufmerksamkeit und Konzentration
  • Ausdauer
  • Räumlich-kognitive und konstruktive Fertigkeiten
  • Orientierungsfähigkeit ( zu Raum, Zeit, Ort, Situation und Person)
  • Visuelle und auditive Wahrnehmung
  • Antrieb
  • Entscheidungsfindung
  • Problemlösungsfähigkeit
  • Abstraktes Denken
  • Entwicklung von Handlungsideen, Handlungsplanung und
    -durchführung
  • Reaktionsvermögen


motorisch-funktionelle Behandlung (30 Minuten)

Eine motorisch-funktionelle Behandlung dient der gezielten Therapie krankheitsbedingter Schädigungen der motorischen Funktionen mit und ohne Beteiligung des peripheren Nervensystems und den daraus resultierenden Beeinträchtigungen der Aktivitäten und der Teilhabe.

Sie umfasst insbesondere Maßnahmen zum Erreichen therapeutischer Ziele auf Schädigungs-, Aktivitäts- und Teilhabe-Ebene, wie

  • Wiederherstellung oder Besserung der Gelenkbeweglichkeit und Stabilität, einschließlich Gelenkschutz,
  • Aufbau oder Stabilisierung aktiver Bewegungsfunktionen, z. B. der Grob-, Fein- und Willkürmotorik,
  • Aufbau oder Stabilisierung physiologischer Haltungs- und Bewegungsmuster,
  • Wiederherstellung oder Besserung der Muskelkraft, -ausdauer und -belastbarkeit,
  • Aufbau oder Stabilisierung eines physiologischen Gangbildes,
  • Wiederherstellung oder Besserung der Rumpf- und Extremitätenkontrolle,
  • Wiederherstellung oder Besserung der Sensibilität, z. B. Temperatur oder Druck- und Berührungsempfinden,
  • Vermeidung der Entstehung von Kontrakturen,
  • Narbenabhärtung,
  • Schmerzlinderung oder Minderung schmerzbedingter Reaktionen.
  • Beseitigung oder Minderung krankheitsbedingter Schädigungen motorischer Funktionen,
  • Wiederherstellung und Erhalt der Mobilität und Geschicklichkeit im Alltag (z. B. Treppen steigen, Stehen, Sitzen, Heben, Tragen, Fortbewegen im Innen- und Außenbereich mit und ohne Hilfsmittel),
  • Wiederherstellung und Erhalt der Selbstversorgung (z. B. An- und Auskleiden, Waschen),
  • Wiederherstellung und Erhalt der Haushaltsführung (z. B. Einkaufen, Mahlzeiten zubereiten),
  • Erlernen von Kompensationsstrategien und sichere Handhabung von Hilfsmitteln (z. B. Umgang mit Prothesen).


sensomotorisch-perzeptive Behandlung (45 Minuten)

Eine sensomotorisch-perzeptive Behandlung dient der gezielten Therapie krankheitsbedingter Schädigungen der sensomotorischen oder perzeptiven Funktionen mit daraus resultierenden Beeinträchtigungen der Aktivitäten und gegebenenfalls der Teilhabe.

Sie umfasst insbesondere Maßnahmen zum Erreichen therapeutischer Ziele auf Schädigungsebene, wie

  • Stabilisierung oder Aufbau der Sensibilität verschiedener Modalitäten
  • Temperatur-, Druck-und Berührungsempfinden,
  • Propriozeption,
  • Vibrationsempfinden,
  • der Sinneswahrnehmung (visuelle, auditive, taktil-haptische Wahrnehmung),
  • Wahrnehmung schädlicher Reize,
  • Umsetzung der Sinneswahrnehmungen (sensorische Integration),
  • Entwicklung oder Besserung der Körperwahrnehmung und des Körperschemas,
  • Entwicklung oder Besserung der Gleichgewichtsfunktionen und der Haltung,
  • Aufbau oder Stabilisierung aktiver Bewegungsfunktionen, z. B. der Grob-, Fein- und Willkürmotorik, Mund- und Essmotorik,
  • Besserung der Kognition.

Therapeutische Ziele auf Aktivitäts- und Teilhabeebene umfassen insbesondere

Entwicklung oder Wiederherstellung und Erhalt

  • von Aktivitäten aus dem Bereich allgemeiner Aufgaben (z. B. Bewältigung von Einzel- und Mehrfachaufgaben, Benutzen von Gebrauchsgegenständen),
  • der Selbstversorgung (z. B. An- und Auskleiden, Waschen),
  • der Haushaltsführung (z. B. Einkaufen, Mahlzeiten zubereiten),
  • der Mobilität und Geschicklichkeit im Alltag (z. B. Treppen steigen, Stehen, Sitzen, Heben, Tragen, feinmotorischer Hand- und Armgebrauch, Fortbewegen im Innen- und Außenbereich mit und ohne Hilfsmittel),
  • Stabilisierung oder Aufbau von Aktivitäten des Gemeinschafts- und sozialen Lebens,
  • Erlernen von Kompensationsstrategien, ggf. unter Berücksichtigung vorhandener Hilfsmittel,
  • Erlangen von Alltags- und Handlungskompetenz im Umgang mit Hilfsmitteln, technischen Produkten und Adaption des Lebensumfelds.


psychisch-funktionelle Behandlung (60 Minuten)

Eine psychisch-funktionelle Behandlung dient der gezielten Therapie krankheitsbedingter Schädigungen mentaler Funktionen, insbesondere psychosozialer, emotionaler, psychomotorischer Funktionen und Funktionen der Wahrnehmung und den daraus resultierenden Beeinträchtigungen der Aktivitäten und gegebenenfalls der Teilhabe.

Sie umfasst insbesondere Maßnahmen zum Erreichen therapeutischer Ziele auf Schädigungsebene, wie

Stabilisierung oder Besserung globaler mentaler Funktionen

  • des quantitativen und qualitativen Bewusstseins
  • der Orientierung zu Ort, Zeit und Person
  • der Intelligenz (z. B. bei Demenz)
  • globaler psychosozialer Funktionen (z. B. bei Autismus)
  • der psychischen Energie, des Antriebs und des Schlafes


Stabilisierung oder Besserung spezifischer mentaler Funktionen

  • der Aufmerksamkeit,
  • des Gedächtnisses,
  • der Psychomotorik (z. B. Tempo),
  • der Emotionen (z. B. Affektkontrolle),
  • der Wahrnehmung,
  • des Denkens (Denktempo, Inhalte)
  • höherer kognitiver Funktionen, wie des Abstraktionsvermögens, und des Einsichts- und Urteilsvermögens,
  • der Handlungsplanung,
  • der Selbst- und Zeitwahrnehmung.


Therapeutische Ziele auf Aktivitäts- und Teilhabeebene umfassen insbesondere

Entwicklung oder Wiederherstellung und Erhalt von Aktivitäten:

  • aus dem Bereich allgemeine Aufgaben und Anforderungen (z. B. tägliche Routine in richtiger Reihenfolge durchführen, Tagesstrukturierung),
  • aus dem Bereich Lernen und Wissensanwendung (z. B. bewusste sinnliche Wahrnehmung, Aufmerksamkeit fokussieren),
  • aus dem Bereich interpersoneller Interaktionen und Beziehungen (soziale Interaktion, Aufbau und Erhalt von Beziehungen),


  • der Selbstversorgung und des häuslichen Lebens (z. B. Waren des täglichen Bedarfs beschaffen),
  • Stärkung der Eigenverantwortlichkeit, des Selbstvertrauens und der Entscheidungsfähigkeit,
  • Erlernen von Kompensationsstrategien gegebenenfalls unter Nutzung vorhandener Hilfsmittel und Umgang mit externen Hilfen.